#1
Sag es prägnanter!
Falsch oder nicht; gesetzte Satzzeichen erschweren, das: Verständnis des Lesers. Wie bitte?! Genau! „Zeichensetzung ist eben Glückssache!“, wird mancher schulterzuckend schmunzeln.
Doch die Sache ist ernster: Überflüssige (oder umgekehrt fehlende) Satzzeichen erschweren das Verstehen eines Textes genauso wie an der falschen Stelle gesetzte. Und selbst korrekt verortete Satzzeichen können demselben Satz mitunter diametral entgegengesetzte Aussagen geben, wie das folgende Beispiel zeigt:
Sie schlugen die Typen schlugen zurück.
a) Sie schlugen, die Typen schlugen zurück.
b) Sie schlugen die Typen, schlugen zurück.
Nachfolgend einige häufig anzutreffende Mängel bei der Zeichensetzung samt konkreter Vorschläge, wie es besser ginge:
– Manche Texte, verwirren mit einem Komma an überraschender Stelle.
+ Manche Texte*_*verwirren mit einem Komma an überraschender Stelle.
– Trotz/Ungeachtet/Wegen/Aufgrund des Wetters, fahren wir heute los.
+ Trotz/Ungeachtet/Wegen/Aufgrund des Wetters*_* fahren wir heute los.
– Komm wir essen jetzt Oma.
+ Komm wir essen jetzt*,* Oma.
– Meine Eltern Prinzessin Diana und Nelson Mandela sind meine Vorbilder.
+ Meine Eltern*,* Prinzessin Diana und Nelson Mandela sind meine Vorbilder.
– Ein Einschub, also ein eingefügter Nebengedanke beginnt und endet jeweils mit einem Komma.
+ Ein Einschub, also ein eingefügter Nebengedanke*,* beginnt und endet jeweils mit einem Komma.
– Für Relativsätze die eingeschoben werden, gilt natürlich das Gleiche.
+ Für Relativsätze*,* die eingeschoben werden, gilt natürlich das Gleiche.
– Ein Klassiker: zwei Leerzeichen, wo nur eines hingehört.
! Ein gleichmäßiges Schriftbild erfordert immer nur exakt ein Leerzeichen.
– Frage : Sind Leerzeichen vor einem Doppelpunkt oder Fragezeichen korrekt ? Nein, niemals, ebenso wenig wie vor einem Ausrufezeichen !
! Also, merke: Kein Leerzeichen vor einem Doppelpunkt oder Ausrufezeichen! Das sieht auch besser aus, oder?
– Ist z. B. von einem „(Teil-) Verzicht“ die Rede, finden sich oft Leerzeichen zwischen den beiden Teilen eines solchen engen (Begriffs-) Paares.
+ Ist z. B. von einem „(Teil-)Verzicht“ die Rede, kommt aber kein Leerzeichen zwischen die beiden Teile eines solchen engen (Begriffs-)Paares.
– Leerzeichen nach/vor Klammerzeichen ( also so ) sind nicht korrekt.
+ Nach/vor Klammerzeichen werden keine Leerzeichen gesetzt (also so).
– Leerzeichen vor / nach (oder vor /nach oder vor/ nach) einem Schrägstrich sind nicht korrekt, wo es um einzelne alternative Wörter geht.
+ Leerzeichen vor/nach einem Schrägstrich wären auch unnötig, wo es um einzelne alternative Wörter geht, und dazu irritierend.
! Leerzeichen bei Schrägstrichen helfen aber, wo zwei Alternativen angesprochen werden, von denen mindestens eine aus mehr als einem Wort besteht:
– Falls freche Studierende/Dozenten und ihre Mitarbeiter ...
! Es geht sicher nicht (auch) um freche Dozenten
+ Falls freche Studierende / Dozenten und ihre Mitarbeiter ...
! Es geht wohl um freche Studierende einerseits — und um Dozenten und ihre Mitarbeiter andererseits
– Abkürzungen, die aus mehreren Wörtern bestehen — wie u.a., i.S.d. oder o.Ä. — sieht man häufig (wie hier gezeigt) „aneinandergeklatscht“, d.h. ohne Leerzeichen dazwischen.
– Das ist ebensowenig korrekt wie es unteranderem, imSinnedes, oderÄhnliches oder dasheißt wären.
! Besteht eine Abkürzung ausgeschrieben aus mehreren Wörtern, so müssen auch zwischen den einzelnen Teilen der Abkürzung jeweils Leerzeichen stehen
(am besten natürlich sog. geschützte Leerzeichen [Strg+Shift+Leertaste], um ungewollte Zeilenumbrüche innerhalb der Abkürzung zu vermeiden).
Manchmal will man eine Aussage in zwei Sätze teilen, ein Komma zwischen den beiden erschiene dabei als zu weiche Trennung und ein Punkt als zu harte.
! In so einer Situation hilft das Semikolon als Trennung mittlerer Stärke*;* dies ist sein klassischer Einsatz.
– Wichtig: Nur vollständige Sätze können mit Semikolon verbunden werden; aber keine Satzfragmente
! (Ausnahme: bei Aufzählungen, s. u.)
+ Nur vollständige Sätze können mit Semikolon verbunden
a) werden; aber keine Satzfragmente.
b) werden — aber kein Satzfragment.
– Ich wünsche mir: klar, ein Auto, das funktioniert, und zwar einwandfrei, ein neues, rotes Fahrrad, logischerweise als E-Bike, ein paar kleine, möglichst überraschende, selbstgebastelte Geschenke.
+ Ich wünsche mir: klar, ein Auto, das funktioniert, und zwar einwandfrei; ein neues, rotes Fahrrad, logischerweise als E-Bike; ein paar kleine, möglichst überraschende, selbstgebastelte Geschenke.
– Ein Trenn– oder Bindestrich ist kurz,
doch bei Kombi–Begriffen oder Silben–
zu langem Strich geschrieben.
+ So ist es richtig und mit gewohntem
Schriftbild: Kombi-Begriffe und Silben-
trennung jeweils mit (nur ganz kurzem) Trenn- bzw. Bindestrich.
– Der sog. Halbgeviertstrich -einge- setzt als Bis– oder Spiegelstrich - steht bei Angaben wie „1925-2002“ oder „10-20 Stück“, gerät aber oft (wie hier demonstriert) zu kurz bzw. zu lang.
+ Der sog. Halbgeviertstrich (also der mittellange) hebt sich gut von den beiden anderen Strichen ab:
– als Gedankenstrich wie hier gezeigt,
– bei Jahresangaben wie „1925–2002“,
– bei Zahlenspannen wie „10–20 Stück“.
– Der sog. Geviertstrich –der längste Strich, den ich persönlich als Gedankenstrich bevorzuge – hebt Einschübe oder sonstige Satzteile hervor; er muss passend gesetzt werden –nämlich in richtiger Länge und mit Leerzeichen davor und danach.
+ Der sog. Geviertstrich — den ich ja als Gedankenstrich bevorzuge — hebt Einschübe oder sonstige Satzteile hervor und hat auf beiden Seiten jeweils Leerstellen — das ist leicht zu merken und sieht auch besser aus.
– Der Doppelpunkt hat eine von manchen zu wenig genutzte Funktion. Er kündigt ein Beispiel oder sonst eine nähere Ausführung an.
+ Der Doppelpunkt hat eine von manchen zu wenig genutzte Funktion*:* Er leitet etwas ein (hier: die soeben angeklungene Funktion) und führt den Leser so besser.
– Wir bereisten vier Länder. Thailand, Vietnam, Malaysia und Indonesien.
+ Wir bereisten vier Länder*:* Thailand, Vietnam, Malaysia und Indonesien.
– Sie kam am 14.10. um 14.15 h, am 15.10. um 15.05 h und am 16.10. um 16.10 h. (Leicht verwirrend, oder?)
+ Sie kam am 14.10. um 14:15 Uhr, am 15.10. um 15:05 Uhr und am 16.10. um 16:10 Uhr. (Klarer, auch mit „Uhr“, oder?)
– Immer wieder anzutreffen, aber falsch: ein zweiter Punkt direkt nach mit Punkt endenden Wörtern wie Abkürzungen etc..
+ Am Satzende steht stets nur ein einziger Punkt: nach „z. B.“ etc.
[Anders natürlich bei der Abfolge Punkt-Klammer-Punkt: „… (usw.).“]
! Merke: Richtig sind entweder
a) 1 Punkt = Satzendpunkt (.) oder
b) 3 Punkte = Auslassungspunkte: (...)
— aber niemals 2 Punkte.
– morgen’s, freitag’s, sommer’s
– auf’s, für’s, durch’s, in’s, unter’s
– manche’s; meisten’s, niemal’s
– [Plural] die Kid’s / Hit’s / Auto’s / Macho’s / Party’s/ CD’s
– [Genitiv] des Ticket’s / Monat’s / Auto’s / Handy’s/ Krimi’s
+ morgens, freitags, sommers
+ aufs, fürs, durchs, ins, unters
+ manches; meistens, niemals
+ [Plural] die Kids / Hits / Autos / Machos / Partys / CDs
+ [Genitiv] des Tickets / Monats / Autos / Handys / Krimis
! Merke: Im DE gibt es keinen Genitiv-Apostroph (anders als im EN: „Mike’s“)
≈ Er hats, sie wills, du kannsts, was solls, das bringts, ich machs, wie läufts, so gehts, das ists
! Ein Apostroph steht nur dort, wo ein „e“ ausgelassen ist:
Er hat’s* [= hat es], sie will’s, du kannst’s, was soll’s, das bringt’s, ich mach’s, wie läuft’s, so geht’s, das ist’s
* Der Duden findet den Apostroph hier „nicht notwendig“; ich schon.
1) Auto von Andreas / Kneipe von Hans:
– Andreas Auto / Hans Kneipe
+ Andreas’ Auto / Hans’ Kneipe
2) Auto von Andrea / Kneipe von Hansi:
– Andrea’s** Auto / Hansi’s** Kneipe
+ Andreas Auto / Hansis Kneipe
** Inzwischen lässt der Duden in solchen Fällen zwecks Klarstellung den Apostroph zu; aber viele Leser wissen dies nicht und würden ihn hier für „schlimm falsch“ halten.
– die „neue“ Kollektion
– das „aktuelle“ Angebot
! „“ sind nicht zur Betonung da;
! Aussage könnte so vielmehr als ironisch gemeint (miss)verstanden werden
– Der Staat verhaftete die Verräter, um sie zu guten Bürgern zu erziehen.
– Viele kritisierten das unanständige Verhalten.
! Anführungszeichen ermöglichen es, Bewertungen wiederzugeben, dabei aber Distanz wahren;
! außer wenn der Autor der zitierten Wertung zustimmt, deshalb hier besser mit „“ absetzen:
+ Der Staat verhaftete die „Verräter“, um sie zu „guten“ Bürgern zu erziehen.
+ Viele kritisierten das „unanständige“ Verhalten.
– die Modelle “Ahlen“, “Bonn”, “Celle” und “Dessau”
+ die Modelle „Ahlen“, „Bonn”, „Celle” und „Dessau”
– Die übliche Klammer {die i. d. R. zum Einsatz kommt} ist die runde.
+ Die übliche Klammer (die i. d. R. zum Einsatz kommt) ist die runde.
– Bei weiteren Details (innerhalb einer (runden) Klammer) würde das Setzen erneuter runder Klammern verwirren.
+ Bei weiteren Details (innerhalb einer [runden] Klammer) verwendet man deshalb eckige Klammern.
– Er sagte: „Hilfreich (sind) eckige Klammer(n) auch zum Kenntlichmachen von Modifizierungen o. Ä. (...), z. B. von Umformulierungen oder Auslassungen innerhalb eines Zitats, aber auch für ergänzende Kommentare (Hinweis: Damit meine ich sowas wie dies hier).“
+ Er sagte: „Hilfreich [sind] eckige Klammer[n] auch zum Kenntlichmachen von Modifizierungen o. Ä. [...], z. B. von Umformulierungen oder Auslassungen innerhalb eines Zitats, aber auch für ergänzende Kommentare [Hinweis: Damit meine ich sowas wie dies hier].“
– Ein Text der zumal ggf. mehrere Einschübe enthält und was ja vorkommen soll auch im Übrigen teils vermeidbar kompliziert konstruiert ist ist ohne Zeichensetzung kaum verdaulich.
+ Ein Text, der (zumal ggf. mehrere) Einschübe enthält und — was ja vorkommen soll — auch im Übrigen (teils vermeidbar) kompliziert konstruiert ist, ist ohne Zeichensetzung kaum „verdaulich“.
– Umgekehrt : ist ein Text, kaum besser ( ! ); der einfach (zu viele und] unkorrekte bzw, inkonsistente und /oder an der -falschen – Stelle platzierte Satzzeichen "präsentiert", oder ?
+ Umgekehrt ist ein Text kaum besser (!), der einfach zu viele und unkorrekte bzw. inkonsistente und/oder an der falschen Stelle platzierte Satzzeichen präsentiert, oder?
; – )
© 2012 dr. wolfgang pasternak
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